Leitfaden zur Eingewöhnung in die Krippe

Liebe Eltern,

wir freuen uns, dass Sie Ihr Kind in unsere Kindertagesstätte bringen. Für diesen Vertrauensvorschuss möchten wir uns bedanken! Für Sie und Ihr Kind beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. Damit der Übergang Ihres Kindes aus der Familie in die Kita möglichst schonend gestaltet werden kann, benötigen wir Ihre Mithilfe. Bitte lesen Sie sich diesen Handlungsleitfaden genau durch.

Das Kind begleiten

Begleiten Sie Ihr Kind mindestens eine Woche lang in die Kita und lassen Sie es dort in dieser Zeit nicht allein. Sie müssen gar nicht viel tun. Ihre bloße Anwesenheit im Raum genügt, um für das Kind einen „sicheren Hafen“ zu schaffen, in den es sich jederzeit zurückziehen kann, wenn es sich überfordert fühlt. Wenn Mutter oder Vater (vielleicht auch die Oma, wenn das Kind sie gut kennt) still in einer Ecke des Raumes sitzen und ihr Kind beobachten, hat es alles, was es braucht. Auf dieser Basis kann Ihr Kind seine Ausflüge in die neue Welt machen.

Vor allem anwesend sein

Wenn Ihr Kind schon krabbeln und laufen kann, erlauben Sie ihm, zu gehen und zu kommen, wie es will. Drängen Sie es zu keinem bestimmten Verhalten. Lesen oder stricken Sie nicht, und überlassen Sie die Sorge um die anderen Kinder getrost der Erzieherin. Genießen Sie es einfach, Ihr Kind bei seiner Erkundung der neuen Umgebung zu beobachten. Die Fröhlichkeit und Gelassenheit Ihres Kindes bedeutet nicht, dass Ihre Anwesenheit gar nicht notwendig ist. Ihr Kind wirkt so unbeschwert, weil Sie dabei sind. Sein Verhalten würde sich in den meisten Fällen sofort ändern, wenn Sie während der ersten Tage fortgingen. Unterstützen Sie das Interesse Ihres Kindes an der Erzieherin. Als Mutter oder Vater haben Sie einen sehr großen Einfluss auf Ihr Kind. Wenn Sie freundlich zur Erzieherin sprechen, wird Ihr Kind es bemerken und entspannter an die neue Situation herangehen.

Schutzsuche erwidern

Werden Kinder in den ersten Lebensjahren überfordert oder durch etwas Unerwartetes irritiert, suchen sie meistens Schutz bei ihrer Bindungsperson. Sie weinen oder rufen, laufen ihr nach, heben die Arme hoch, schmiegen oder klammern sich an oder suchen auf andere Weise körperliche Nähe. Je nachdem wie stark das Kind beunruhigt war, findet es im engen Körperkontakt oder durch bloßen Blickkontakt sein inneres Gleichgewicht wieder. Eine fremde Person, auch die Erzieherin, kann das Kind in der ersten Zeit meistens nicht beruhigen. Sie sollten deshalb in der Anfangszeit die Schutzsuche immer erwidern – bis die Erzieherin Ihr Kind in dieser Weise beruhigen kann. Machen Sie sich keine Gedanken über die Gründe der Schutzsuche. Gehen Sie zunächst einmal davon aus, dass das Kind schon einen Grund haben wird. Es überrascht immer wieder, dass ein Kind, das sich eben noch weinend an Mutter oder Vater angeklammert hat, sich oft schon nach wenigen Augenblicken wieder löst und seine Erkundung der neuen Umgebung fortsetzt. Wenn Ihr Kind in einer solchen Situation Ihre Nähe sucht, sollten Sie es nicht drängen, sich wieder zu lösen. In diesem Fall würden Sie in der Regel das genaue Gegenteil erreichen, nämlich erneutes Anklammern. Ruhiges Abwarten, bis sich Ihr Kind von allein wieder der Umgebung zuwendet, ist die beste (und schnellste) Methode.

Eingewöhnung

Kinder reagieren sehr unterschiedlich auf eine neue Umgebung. Die einen wenden sich anfangs vielleicht vorsichtig und zögernd, die anderen ohne Bedenken und energisch allem Neuen zu. Das
hängt vom Temperament und der Vorerfahrung des Kindes ab. Sie sollten in jedem Fall das Verhalten Ihres Kindes akzeptieren. Nicht selten finden sich übrigens die Kinder, die zunächst eher ängstlich wirken, später am besten in die neue Umgebung hinein. Kinder lernen eine neue Umgebung am schnellsten kennen, wenn sie nicht gedrängt werden. Innerhalb kurzer Zeit macht sich Ihr Kind nicht nur mit den neuen Räumen vertraut, sondern auch mit der Erzieherin. Es baut relativ schnell zur Erzieherin eine Bindungsbeziehung auf, so dass auch sie dann die Funktion der „sicheren Basis“ für das Kind übernehmen kann. Die Erzieherin kann nun Ihr Kind trösten, wenn es weint. Erst wenn Ihr Kind eine Beziehung dieser Art aufgebaut hat, kann es auf Ihre Anwesenheit in der Tagespflegestelle verzichten. Die meisten Kinder benötigen etwa 14 Tage die Begleitung der Eltern, im Einzelfall auch mal 3 Wochen, bei manchen Kindern reichen 6 Tage. Weniger als 6 Tage sind in jedem Fall zu kurz. Sie sollten sich bei der Entscheidung darüber, wie lange Sie Ihr Kind begleiten, am Verhalten Ihres Kindes orientieren: Wendet sich ein Kind häufig an den begleitenden Elternteil, sucht es Blickkontakt zu ihm, sucht es bei Verdruss seine Nähe und beruhigt sich schnell im Körperkontakt mit Mutter oder Vater, können Sie eine Zeit von 14 Tagen ins Auge fassen. Wenn das Kind sehr ängstlich reagiert, auch mal drei Wochen. Macht das Kind eher den Eindruck, dass es von sich aus bemüht ist, nach Möglichkeit ohne die Eltern auszukommen, zeigt es sich bei den ersten Trennungsversuchen (nicht vor dem 4.Tag und niemals an einem Montag!) eher unbeeindruckt, dann können 6 Tage für die Eingewöhnung wahrscheinlich ausreichen, und eine längere Zeit würde unter Umständen eher schaden als nützen.Es genügt, wenn Sie mit Ihrem Kind in den ersten Tagen für ein oder zwei Stunden in der Kita bleiben.

Erste Trennung

In den ersten drei Tagen sollten Sie auf keinen Fall Trennungsversuche machen. Die ersten drei Tage scheinen für die Eingewöhnung des Kindes eine besonders wichtige Rolle zu spielen und dürfen nicht durch eine vorzeitige Trennung belastet werden. …
Eine erste, kurze Trennung können Sie am vierten Tag (niemals an einem Montag!) versuchen. Verlassen Sie für einige Minuten den Raum – aber nicht die Kita- und warten Sie die Reaktion Ihres  Kindes ab. Lässt es sich von der Erzieherin durch Spielangebote ablenken, können Sie sich an den darauf folgenden Tagen für allmählich längere Zeiten von ihrem Kind verabschieden. Bis zur Mitte der 2. Eingewöhnungswoche müssen Sie jedoch in unmittelbarer Nähe bleiben, um notfalls gleich zur Stelle zu sein, sollte Ihr Kind Probleme haben, die die Erzieherin noch nicht lösen kann. Die Reaktion Ihres Kindes auf den ersten wirklichen Trennungsversuch in der neuen Umgebung enthält wichtige Anhaltspunkte über die voraussichtliche Dauer der Eingewöhnungszeit. Wenn Ihr Kind weint, wenn Sie den Raum verlassen, gehen Sie trotzdem hinaus, müssen aber in der Nähe der Tür bleiben. Wenn die Erzieherin Ihr Kind nicht innerhalb von wenigen Augenblicken beruhigen kann, gehen Sie wieder zurück.

Abschluss der Eingewöhnungszeit

Die Eingewöhnungszeit ist abgeschlossen, wenn die Erzieherin Ihr Kind im Ernstfall trösten kann. Das muss nicht heißen, dass Ihr Kind nicht mehr weint, wenn Sie sich nach dem Bringen von ihm verabschieden (verabschieden sollten Sie sich immer: Das Vertrauen Ihres Kindes zu Ihnen steht hier auf dem Spiel!). Es drückt damit aus, dass es Sie lieber in der Kita dabei hätte, und das ist sein gutes Recht. Es wird sich jedoch nach Abschluss der Eingewöhnungszeit von der Erzieherin beruhigen lassen, wenn Sie gegangen sind. Wenn irgend möglich, sollten Sie Ihr Kind zumindest in den ersten Wochen nur halbtags in der Kita betreuen lassen. Bedenken Sie, dass Ihr Kind auch bei einer gut verlaufenden Eingewöhnungszeit all seine Kraft und sein Können braucht, um sich mit den neuen Verhältnissen vertraut zu machen. Eine Ganztagsbetreuung von Anfang an erschwert Ihrem Kind diese Aufgabe. Beginnen Sie mit der Eingewöhnung nicht erst kurz vor Aufnahme Ihrer Berufstätigkeit. Planen Sie etwa 4-6 Wochen ein, damit Sie ausreichend Zeit haben, wenn die Eingewöhnung länger als vorgesehen dauert. Die Eingewöhnungszeit sollte nicht mit anderen Veränderungen in der Familie (wie z.B. Schuleintritt eines Geschwisterkindes, Umzug der Familie oder ähnliche Ereignisse) zusammenfallen. Das könnte Ihr Kind überfordern. Verschieben Sie die Eingewöhnungszeit bei Erkrankung Ihres Kindes. Erkrankungen (auch scheinbar geringfügige, wie z.B. Erkältungen) beeinträchtigen das Interesse und die Fähigkeit des Kindes, sich mit der neuen Umgebung auseinanderzusetzen. Steht schon vor Beginn der Eingewöhnung fest, dass es in Kürze zu einer Betreuungsunterbrechung kommen wird (Urlaub von Ihnen oder der Tagesmutter, geplanter Krankenhausaufenthalt, etc.) sollte die Eingewöhnung erst danach begonnen werden. Montags nie, heißt die Devise für alle neuen Aktivitäten im Rahmen der Eingewöhnung. Dies gilt besonders für das Schlafen legen und das erste Alleinbleiben Ihres Kindes in der neuen Umgebung. Kindern fällt es am Wochenbeginn besonders schwer, sich wieder in der noch nicht hinreichend vertrauten Umgebung zurecht zu finden, nachdem sie ein Wochenende zu Hause mit den Eltern verbracht haben.

Verabschiedung und Trennung

Falls Ihr Kind besondere Schwierigkeiten hat, sich von einem der beiden Eltern zu trennen, könnte es sinnvoll sein, dass der andere Elternteil das Kind in der Eingewöhnungszeit begleitet. Es ist durchaus möglich, dass sich ein Kind in Begleitung des Vaters leichter in die neue Umgebung eingewöhnt als mit seiner Mutter (oder umgekehrt). Wenn Sie Ihr Kind in die Kita gebracht haben, gehen Sie bitte nicht fort, ohne sich von Ihrem Kind zu verabschieden. Sie setzen das Vertrauen Ihres Kindes zu sich aufs Spiel und müssen damit rechnen, dass Sie Ihr Kind nach solchen Erfahrungen nicht aus den Augen lässt oder sich „vorsichtshalber“ an Sie klammert, um Ihr unbemerktes Verschwinden zu verhindern. Wenn Sie sich verabschieden, mag es sein, dass Ihr Kind weint oder auf andere Weise versucht, Sie zum Bleiben zu bewegen bzw. mitgenommen werden will. Es ist das gute Recht des Kindes, zu versuchen, eine geschätzte und geliebte Person zu veranlassen, bei ihm zu bleiben. Wenn die Eingewöhnungszeit abgeschlossen ist und Ihr Kind eine Bindungsbeziehung zur Erzieherin aufgebaut hat, wird es sich nach Ihrem Weggang rasch trösten lassen und die Zeit in der Tagespflegestelle in guter Stimmung verbringen.

Auch wenn es Ihnen schwer fällt: Halten Sie bitte Ihren Abschied kurz und ziehen Sie ihn nicht unnötig in die Länge. Sie würden Ihr Kind mit einem solchen Verhalten nur belasten. Kinder
reagieren auf einen kurzen Abschied mit weniger Stress.

In diesem Sinne freuen wir uns auf eine gute Zusammenarbeit mit Ihnen.

Ihr Kita-Team